Preisträger 2010

Betrieb Kernegger - 40 Milchkühe

 

Besonderheit

Mehrfach optimierte Zubaulösung für einen wirtschaftlichen Milchviehstall

 

Baumaßnahme

Zubau Liegeboxenlaufstall für Milchvieh, Adaptierung des bestehenden Stalls für den Melkbereich und Neubau des Melkstands

 

Betriebsdaten

  • Seehöhe 750 m
  • Bewirtschaftete LN  39 ha (19 ha Eigentum, 20 ha Pacht)
  • Flächennutzung: Ackerfläche: 24 ha (19 ha Feldfutter,4 ha Getreide, 1 ha Silomais), Dauergrünland: 15 ha (Mähweiden, Dauerweiden), Wald: 34 ha
  • Biologische Wirtschaftsweise, Steilflächenmahd, Begrünung, Weide Kühe und Kalbinnen, Erhaltung von Streuobst, Naturschutzflächen
  • Baumaßnahmen 2004 bis 2010 (2004 Gülleteich 850 m³, 2004 – 2007  Erdbewegungen, 2007 Kälberstall und Tankraum, 2008 Milchviehstall und Melkstand, 2010 Mistplatz und Fahrsilo)

 

Gründe für den Stallbau

  • Großes Interesse an Rinderzucht und Milchwirtschaft
  • Arbeitserleichterung
  • Verbesserung des Tierkomforts

 

Voraussetzung und Ziele für Realisierung des Stallbaus

  • Gute landwirtschaftliche Ausbildung
  • Weiterbildungsmöglichkeiten werden immer wieder in Anspruch genommen (Mitgliedschaft im Milchvieharbeitskreis,...)
  • Ziele: Vollerwerb, nachhaltiges Betriebseinkommen

 

Baukosten

€ 241.721,-

Tierbestand ca. 40 Milchkühe, 36 Stück weibliche Nachzucht

Stallfläche 880 m², Güllelager 850 m³ (Lagune)

 

Stallbau

Hofanlagen mit selektivem Geländeverlauf und ohne geeignete Ersatzstandorte stellen die größte Herausforderung für eine planerische Aufgabenstellung dar. Es ist sowohl ein Optimum an funktionellen Abläufen zu entwickeln, als auch eine schlüssige architektonische Lösung für das Zusammenspiel von Alt und Neu zu finden.

Das Projekt präsentiert eine beispielgebende Lösung für die Errichtung eines Milchviehstalles in Form eines Zubaus. Die Lösung hat eine klare Strukturierung der funktionellen Bereiche Milchviehstall - Melkbereich samt Nebeneinrichtungen - Kälberstall, mit klarer räumlicher Trennung. Die kluge Situierung des Melkbereichs ergibt einen großzügigen Wartebereich vor dem Melkstand und kurze Arbeitswege. Der Stall hat klare Achsen für die Futtervorlage und die Entmistung, die ohne aufwändigen Unterbau umgesetzt wurde. Diese klare Konzeption spiegelt sich in den Baukosten wider.

Der Stallraum bietet den Tieren einen hohen Komfort, eine gute Übersicht und hat eine räumliche Großzügigkeit, die mit der offenen Längsseite nach Süden geschaffen wird. So erhält das Gebäude einen hohen Lichteinfall, der je nach Bedarf mit verstellbaren Curtains geregelt wird. Die Stirnseiten mit fix montierten Windschutznetzen unterstützen den lichtdurchfluteten Raumeindruck und gewähren dennoch ausreichend Schutz vor extremer Witterung. Der größere Zubau in Form eines flach geneigten Pultdaches schafft durch seine moderate Höhenentwicklung eine schlüssige Anbindung zum bestehenden Altgebäude, sodass die bestehende Hofanlage im Erscheinungsbild erhalten wird. Der klare konstruktive Holzbau und die industriell vorgefertigten Bauteile werden für die funktionellen Anforderungen optimiert eingesetzt und zeigen ein gut durchdachtes sowie ansprechendes Zusammenspiel am Baukörper.

 

  • Halle: Holzkonstruktion mit Leimbindern
  • Blechdach mit Kaltdach
  • Curtain am Futtertisch
  • Rolltore und Windschutznetze für optimale Licht-und Luftverhältnisse
  • Boden: Planbefestigter Boden, Schieber, Gummimatten auf allen Gängen
  • Entmistung: Querkanal direkt in Gülleteich
  • Fressplatz: 10 cm hoher Auftrieb, 150 cm lang,  Gussasphalt, Trennbügel nach je 2 Fressplätzen, teilweise Selbstfangfressgitter, sonst Nackenrohr, fertige Barnschalen

  • Liegeboxen: Tiefstreuboxen mit elastischem Nackengurt

  • Transponder: Doppelstation mit schwenkbarer Tür zum Special Needs Bereich

  • Special Needs Bereich:gute Kontrolle im Hofbereich,Tiefstreubox für max. 6 Tiere,2-3 Wochen vor dem Kalben bis 1-2 Wochen danach, Kalbinnen lernen Transponder kennen und können frühzeitig in den Melkstand schnuppern

  • Vorwarteplatz: zum Melkstand hin stufenlos ansteigend, Betonboden, teilweise überdacht, im Winter auch Auslauf

  • Melkstand: 2 x 5 Swing-Over, Verwendung der alten Melkanlage, 2 zusätzliche Melkzeuge, Selektion nach Melken direkt in den Altstall, gute Lichtverhältnisse durch hohe Raumhöhe mit 2 Dachfenstern und hofseitig 4 Fenster

 

Tiergerechtheit

Biobetrieb, Special Needs Bereich mit integriertem Abkalbebereich

Eine Adaptierung der Jungviehhaltung im Altstall ist notwendig und geplant.

Die Bodenbeschaffenheit schafft durch eine Kombination aus gummibelegten Beton im Laufbereich, Gussasphalt-beschichteten Beton im Melkbereich und Beton im Auslauf beste Voraussetzungen für Rutschsicherheit und gute Klauengesundheit. Dazu trägt auch die Schieberentmistung auf durchgängig planbefestigtem Boden bei.

Die Liegeboxen sind großzügig dimensioniert und bestens eingestreut. Auch die breiten Lauf- und Fressgänge bieten den Tieren viel Bewegungsfreiheit und die Möglichkeit, ihr arteigenes Sozialverhalten zu zeigen. Die Bewegungsfläche wird noch durch einen ganzjährig benützten Auslauf erweitert, der den Tieren zusätzlich Außenklimakontakt ermöglicht. Ein eigener Special-
Needs-Bereich mit integriertem Abkalbebereich schafft Ruhe und Komfort für hochträchtige Tiere
und für die Zeit unmittelbar nach dem Abkalben. Die breiten Fressplätze bieten auch großrahmigen und hochträchtigen Tieren guten Zugang zum Futtertisch.

 

Arbeitswirtschaft

Die Futterachse ist einseitig gut befahrbar und das Füttern erfolgt mittels Silozange nur alle drei Tage und wird durch Propionsäurezusatz gewährleistet. Mit einem adaptierten Motormäher wird das Futternachschieben bewerkstelligt (die viel vorgelegte Futtermenge ist händisch nicht machbar). Die Kraftfuttereigenmischung wird über eine Doppelkraftfutterstation bereitgestellt. Bei den Milchkühen ist ein Flüssigmistverfahren mit Schrapper vorhanden. Die Abkalbebox mit Tiefstreu wird mit Gabel und Kippmulde alle drei Monate ausgemistet. Das Einstreuen der Kälberbuchten erfolgt direkt über das Strohlager (darüber lagernde Strohballen). Die installierten Quecksilberlampen im Neubau sorgen für sehr helles Licht und sparen Strom. Der Swing-Over- Melkstand (Fischgrätenmelkstand) bietet eine gute Übersicht und eine gute Melkleistung; es ist ausreichend Fensterfläche für Tageslicht vorhanden. Weidehaltung im Sommer für Kühe (einige Stunden) und trächtige Kalbinnen (ganztags), Futtermittel: Grassilage, etwas Maissilage, Weide, Heu, Gerste, Roggen, Körnermais (KF wird selbst gemahlen und gemischt), Bioölkuchenmix, Mineralstoffe, Salz

Arbeitszeitbedarf je Milchkuh/Jahr: 70 APh (Angaben des Landwirtes)

 

Plandarstellungen

Die Prinzip-Skizzen wurden zum Teil aus Einreichplänen entwickelt und können im Detail von der tatsächlich ausgeführten Baumaßnahme abweichen.

Lageplan

Grundriss

Schnitt 1

Schnitt 2

 

Bei der Verwendung von Fotos bzw. von Zeichnungen ist die Webseite www.oekl-bauen.at als Quelle anzugeben.